Leipziger Buchmesse 2018 – Eine Premiere

Verwirrt reisten wir an, das Handbuch der vielen Veranstaltungen auf den ersten Blick unbrauchbar, stimmte aber erwartungsfroh. Also erst einmal durch die Hallen streifen, aufsammeln, was am Wegesrand liegt. Die Bücher wehren sich erfolgreich gegen das industrielle Ambiente der Hallen. Man verweilt, zunächst vor dem einladenden Blauen Sofa am Eingang der Glashalle, und man merkt: Hier werden nicht die üblichen Debatten geführt, hier herrscht der Diskurs, richtig breit. Weitergehen, man schnappt hier und da etwas auf und schon werden die Koordinaten, die durch tägliches Zeitunglesen, Radiohören und Fernsehen manchmal arg verschoben werden, wieder zurechtgerückt. Ein Grundsatz schält sich heraus: Wenn der Mainstream zu eng wird, werden die Ränder breiter (Schlink). So öffnen sich Wahrnehmungen, man atmet freier. Und man findet Perlen, zufällig, zugegebenermaßen, z. B. den „Prix des Lycéens Allemands“. Steht gar nicht im Programm, aber eine Gelegenheit, mit Freude zu sehen, mit welchem Enthusiasmus sich junge Leute der Literatur zuwenden – und dann noch auf Französisch! Überhaupt, die jungen Leute! Ganze Kindergartengruppen sieht man mit eifrigen Gesichtern durch die Gänge streifen.
Man kennt sich jetzt aus, der nächste Tag wird mit Plänen gespickt. Ein paar Beispiele: Bernhard Schlink (Olga), Åsne Seierstad (Einer von uns), Christoph Ransmayr (TRADUKI), Joschka Fischer (Der Abstieg des Westens) oder Gretchen Dutschke (1968. Worauf wir stolz sein können). Aus dem „Abstieg“ machte der Moderator schlichtweg einen „Untergang“. Ein Lehrbeispiel über Phantasien aus dem Nichts.
Nachlese: Auf dem Wochenmarkt am Montag erzählte ich von Leipzig. „Aber da waren doch wegen des Schnees nur halb so viele Leute wie sonst!“ „Stirbt das Buch im Zeitalter der Elektronik nicht aus?“ In den Zeitungen las man vom Lesen. Aber man las auch von Auseinandersetzungen am Stand von Compact. Andererseits: Ich kam dreimal dort vorbei an den beiden Tagen und sah kaum einen Menschen dort. Überhaupt: Welche Aufmerksamkeit verdienen solche und ähnliche Auseinandersetzungen? Ab wann ist die Aufmerksamkeit dafür reine Ablenkung vom Wesentlichen? Ich las heute früh eine Analyse in der Neuen Zürcher Zeitung, die darin fokussierte, dass Trump seinen Wahlkampf vor allem durch gekonnte Ablenkungen vom Wesentlichen gewonnen hat.

Auf zur nächsten Leipziger Buchmesse!
Edgar Fuhrken, 23.03.2018

Und Teilnehmerin B.D. schreibt:
Mir hat die Reise ausgesprochen gut gefallen. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich mich im Vorfeld nicht um die Planung kümmern musste – das hat für mich einen hohen Aufforderungscharakter. Die Gestaltung in Leipzig hat mir ebenfalls gefallen: viel Raum für individuelle Aktivitäten, je nach Wunsch in Kleingruppen und ein „kleines Rahmenprogramm“, was gut gewählt war.
Fazit: Rundherum ein gelungenes Projekt!
Vielen Dank an Ideengeber und Organisatoren.