„Der Glücksmacher“
Es war einmal ein Mann, der war auf der ganzen Welt dafür bekannt, dass er die Kunst seines Handwerks wie kein Zweiter beherrschte. Und sein Handwerk war ein ganz sonderbares, denn wie der Drechsler drechselte, wie der Schneider schneiderte, wie der Maurer mauerte und wie der Schmied schmiedete, so konnte der Glücksmacher, so sagte man, Glück machen.
Der Glücksmacher liebte sein Handwerk und er war ein freundlicher Mann, also teilte er es mit den Menschen. Und so ging er durch die Welt, mit schweren Stiefeln und leichtem Herzen, um Glück zu machen.
Und wie er so durch die Welt ging, da kam er eines schönen Tages an einem Stuhl vorbei. Auf dem Stuhl saß eine Frau, die Schultern gebeugt von einer unsichtbaren Last. ,,Meine Teure”, sagte der Glücksmacher, ,,wie kann ich dir helfen, wie kann ich dich glücklich machen?” Und sie antwortete: ,,Das kannst du nicht, das kannst du nicht! Mein Herz ist ganz schwer vor Sorgen, nichts vermag meine düsteren Gedanken zu durchdringen und ich weiß nicht einmal, warum. Ach, könntest du doch nur meinen Kummer von mir nehmen, aber das kannst du nicht!” Da nahm der Glücksmacher ihre Hände zwischen die seinen und wie er sie wieder fortnahm, da war ihre Schwermut vorüber.
Der Glücksmacher ging seines Weges und die Frau war überglücklich. Doch schon bald zog ein Unwetter herauf und da setzte sie sich, wie man das eben so macht bei einem Unwetter, in ihr Stüblein und las ein Buch. Da huschte das Glück ihr davon, denn es hatte Angst vor Unwettern und außerdem wollte es zurück zu seinem Meister.
Als das Glück den Glücksmacher eingeholt hatte, da konnte er es nicht wieder fortschicken, denn bei dem Gedanken daran wurde ihm das Herz ganz schwer. Und so ging er, das Glück auf seinen Schultern, mit schweren Stiefeln und leichtem Herzen weiter durch die Welt, um Glück zu machen.
Und wie er so durch die Welt ging, da kam er eines schönen Tages an einem Bett vorbei. In dem Bett lag ein Mädchen, das Gesicht ganz blass und die Arme ganz schwach. ,,Meine Kleine”, sagte der Glücksmacher, ,,wie kann ich dir helfen, wie kann ich dich glücklich machen?” Und sie antwortete: ,,Das kannst du nicht, das kannst du nicht! Mein ganzes kurzes Leben schon bin ich krank, alles hat man schon zu meiner Heilung versucht und ein
Jeder hat es schon versucht. Ach, könntest du meine Krankheit doch nur wegmachen, aber das kannst du nicht!” Da nahm der Glücksmacher ihre Hände zwischen die seinen und wie er sie wieder fortnahm, da war das Mädchen von seiner Krankheit geheilt.
Der Glücksmacher ging seines Weges und das Mädchen war überglücklich. Doch schon bald wurde es Nacht und da legte sie sich, wie man das eben so macht in der Nacht, in ihr Bettlein und schlief ein. Da schlich sich das Glück davon, denn es hatte Angst vor der Dunkelheit und außerdem wollte es zurück zu seinem Meister.
Als das Glück den Glücksmacher eingeholt hatte, da konnte er es nicht wieder fortschicken, denn bei dem Gedanken daran wurde ihm das Herz ganz schwer. Und so ging er, das Glück auf seinen Schultern, mit schweren Stiefeln und leichtem Herzen weiter durch die Welt, um Glück zu machen.
Und wie er so durch die Welt ging, da kam er eines schönen Tages an einer Bank vorbei. Auf der Bank saß ein Mann, ganz schick zurechtgemacht mit einem Seufzer auf den Lippen. ,,Mein Guter”, sagte der Glücksmacher, ,,wie kann ich dir helfen, wie kann ich dich glücklich machen?” Und er antwortete: ,,Das kannst du nicht, das kannst du nicht! Ich soll heute noch heiraten, nie haben wir gestritten in all den Jahren und trotzdem ist mir nun ganz bang. Ach, könntest du meine Zweifel doch nur verschwinden lassen, aber das kannst du nicht!” Da nahm der Glücksmacher seine Hände zwischen die seinen und wie er sie wieder fortnahm, da waren seine Bedenken vergangen.
Der Glücksmacher ging seines Weges und der Mann war überglücklich. Doch schon bald wurde es Herbst und da machte er, wie man das eben so macht im Herbst, einen Spaziergang durch den Wald. Da stahl sich das Glück davon, denn es hatte Angst vor herunterfallenden Blättern und außerdem wollte es zurück zu seinem Meister.
Als das Glück den Glücksmacher eingeholt hatte, da konnte er es nicht wieder fortschicken, denn bei dem Gedanken daran wurde ihm das Herz ganz schwer. Und so könnte man noch viele Geschichten erzählen, wie der Glücksmacher, das Glück auf seinen Schultern, mit leichtem Herzen weiter durch die Welt geht, um Glück zu machen, so weit ihn seine schweren Stiefel gehen lassen. Denn der Glücksmacher, so sagt man, kommt bei jedem einmal vorbei. So wird er auch zu dir kommen, um das Glück in deine Hände zu legen. Welches Unglück wirst du ihm dann klagen und wie lange wirst du warten?