Das Glück suchen und finden

Angelina Bock erhielt im Literaturhaus den 3. Preis für ihr modernes Märchen vom Glück.
FOTO: M. EHRHARDT

Der Junge Literaturpreis SH wurde zum dritten Mal vergeben

von Jörg Meyer

Viel Glück konnte die Jury den drei Gewinnern des Jungen Literaturpreises Schleswig-Holstein 2019 wünschen. Am vom Verein der Freunde des Literaturhauses SH zum dritten Mal ausgeschriebenen Wettbewerb hatten 35 Autoren und Autorinnen zwischen 14 und 20 Jahren teilgenommen, vermehrt auch aus dem ganzen Land, worüber sich Jury-Mitglied Gisela Beissenhirtz besonders freute. Der mit insgesamt 500 Euro dotierte Wettbewerb sei nicht mehr so „Kielzentriert“ wie bisher. Auch die Qualität der eingereichten Prosatexte sei deutlich gestiegen, so dass es die Jury bei ihrer Entscheidung nicht leicht hatte. Den 1. Preis gewann Nicolas Geissler mit ‚Auch der ewige Sommer muss enden‘. In einer Art Coming-of-Age-Geschichte trifft Celeste nach längerer Zeit ihren Vater wieder, weil sie Zukunftsängste plagen. Wie ihre (getrennten) Eltern ist sie eine Vagabundin, was einerseits Freiheit, aber auch Heimatlosigkeit bedeutet. Den „himmelblauen“, hippiehaften, ja, aus ihrer Sicht reichlich „blauäugigen“ Lebensentwurf ihrer Eltern (die Mutter lebt auf einem Hausboot) hat sie einerseits übernommen, andererseits opponiert sie dagegen, weil sie sich auf der Suche nach dem eigenen Glück nirgendwo „angekommen“ fühlen kann. Die Jury lobte vor allem die „unaufgeregte“ Präzision, mit der die inneren Zustände der Protagonistin in äußeren Bildern reflektiert werden, die eben ganz und gar nicht „himmelblau“ seien. Um eine ungewöhnliche Sicht auf die „Rätselwelt“ geht es auch in ‚Der Hund, der aus dem Meer kam‘, womit Luisa Linkersdörfer den 2. Preis gewann. Jule ist Autistin, was ihre „Seltsamkeit“ zwar ihrer Umwelt erklärt, nicht aber ihr. Denn was ist schon „normal“ und was „abgerückt“? Und warum versteht sie sich mit einem zugelaufenen Hund besser als mit den Menschen und diese mit ihr? Konsequent versetzt die Autorin den Leser in die Perspektive der Ich-Erzählerin auf eine „viel zu volle“ Welt, zu deren Geheimnis vielleicht doch eher sie als die „Normalen“ einen glücklichen Zugang hat. „Es war einmal“, „eines schönen Tages“, so beginnen Märchen und spinnen sich fort. Auch das vom Glücksmacher. Angelina Bock „bedient“ das Genre und parodiert es zugleich. Was vom Klang her und in der Faktur fast aus der originalen Feder der Gebrüder Grimm stammen könnte, ist ein ganz modernes Märchen vom Glück – und seiner ewigen Flüchtigkeit. Dazu beglückwünschte sie die Jury mit dem 3. Preis. Und ein weiterer Glücksfall: Auch 2020 wird der Junge Literaturpreis SH wieder ausgeschrieben und hat sich damit verstetigt.