Regina Gehrts empfiehlt zwei Kinderbücher

Regina Gehrts leitet mit Regina Duschinski und im Wechsel mit Mücke Voss und zwei anderen, die nicht im Freundeskreis sind, unsere Kindergartenvormittage, also wahrlich eine prüfende Leserin:

Zwei Kinderbücher für ab 3 und ab 4 Jahren

Eines meiner derzeitigen Lieblings-Kinderbücher ist “ Oh, oh, Octopus“ von Elle van Lieshout & Erik van Os, Mies van Hout

Es ist eine wunderbare Geschichte von einem kleinen Octopus, der sehr glücklich und zufrieden ist, bis eines Tages ein großer Fischschwanz in seiner Höhle im Riff steckt….. Er befragt alle seine Freunde, bekommt viele Ratschläge und trifft am Ende eine mutige Entscheidung. Es geht in dem Buch um Freundschaft, Mut und Hilfe in der Not.

Das Buch ist wunderschön illustriert und sehr liebevoll geschrieben. Ein großes Vergnügen zum Anschauen und Vorlesen. Es ist geeignet für Kinder ab 3 Jahren

 

 

Ein anderes Lieblingsbuch von mir ist „Der Gute-Nacht-Kuss, der danebenging“ von David Melling

Der König wirft seinem kleinen Sohn einen Gute-Nacht-Kuss zu, der aber sein Ziel verfehlt und aus dem Fenster fliegt. Weil der kleine Prinz so traurig ist, schickt er seinen tapferen Ritter hinterher, um den Kuss wieder einzufangen. Der Ritter und sein Pferd erleben ungewöhnliche Abenteuer, bevor sie den Kuss endlich im Schmetterlingsnetz haben.

Eine tolle Geschichte, lustig und spannend geschrieben, wunderbar illustriert und am Ende doch ein richtig schönes Buch zur Guten Nacht.

Für Kinder ab 4 Jahren

 

 

4. Junger Literaturpreis – der erste Platz!

Laurin Lenschow

Der erste Platz geht an Laurin Lenschow aus Kronshagen für den Text „Wir sanieren auch Ihr Gewissen.“ „In seiner Satire geht es um das Aufzeigen der ökonomischen Ausbeutung menschlicher Gefühle, sie kreist um die Frage der moralischen Zulässigkeit eines auf Wachstum und Gewinnmaximierung basierten wirtschaftlichen Handelns.“ Laurin ist der Beweis dafür, dass Beharrlichkeit ein hohes Gut ist, denn er hat häufiger teilgenommen, durchaus mit Erfolg. In diesem Jahr ist ihm nun der große Wurf gelungen, herzlichen Glückwunsch!

Alle Zitate über die Texte entstammen den Laudationen, sie werden dem Autor und den Autorinnen selbstverständlich ebenfalls übermittelt. Das Preisgeld von insgesamt 500€ wurde gestiftet von Immobilen Schütt, wir überweisen die Beträge. Wir hoffen, dass wir das Einlesen für das Literaturtelefon ebenfalls hinbekommen und melden uns dementsprechend erneut.

Eine aufregende Lesung auf der Bühne des Literaturhauses, eine feierliche Preisverleihung, ein fröhliches Fest im Familien- und Freundeskreis muss leider entfallen, vielleicht kann zumindest eine Ehrung nachgeholt werden, wenn die nächste Freundeskreisveranstaltung, das Frühstück im Frühling, am 7. Juni stattfinden darf.

Wir sanieren

Rezension 2

Der Sohn des Morgensterns

 

Am 25. Juni 1876 nahm eine bemerkenswerte Karriere ihr rühmliches oder, je nach Blickwinkel, unrühmliches Ende. Die „Schlacht“ am Little Big Horn, in der sich die 7. US-Kavallerie unter dem Kommando des legendären 37-jährigen Brigadegenerals George Armstrong Custer einer bis dahin ungesehenen Ansammlung indigener nordamerikanischer Ureinwohner unter der Führung der nicht minder legendären Crazy Horse, Gall und Sitting Bull gegenüber sah, ist ein Monument US-amerikanischer Geschichte. Sie steht, wie das Star-Spangled-Banner, welches die Astronauten der ersten Mondlandung auf dem Erdtrabanten hinterließen, für immer auf dem staubigen Hügel der Geschichte der Kolonialisierung Nordamerikas.

Das kurze Kampfgeschehen am Little Big Horn River im Süden des heutigen Bundesstaates Montana stellte einen Wendepunkt in der Geschichte der Politik der Vereinigten Staaten dar. Insbesondere nahm es unheilvollen Einfluss auf die bis dato ohnehin schon von nicht gehaltenen Versprechen, gebrochenen Verträgen, Verachtung und Gewalttätigkeiten geprägten „Indianerpolitik“ der damaligen US-Regierung, welche in dem „Roten Mann“ stets nur die Last des Weißen Mannes erkannte, die einer ungebremsten Expansion und Ausbeutung von Ressourcen im Wege stand. Die Niederlage und nahezu vollständige Vernichtung der 7. Kavallerie und ihres charismatischen wie überheblichen Kommandeurs setzen einen Vernichtungszug gegen die indigene Bevölkerung in Gang, der knapp anderthalb Jahrzehnte später am Fluss Wounded Knee Creek in South Dakota endete. Jenes Gemetzel an erschöpften depravierten alten Männern, Frauen und Kindern an einem bitterkalten Wintertag wurde, die Frage darf lauten: Ironie des Schicksals oder wohl gewählte Inszenierung, von der neuformierten 7. US-Kavallerie begangen. Die Folgen dieses Endes indigener Selbstbestimmtheit sind noch heute als andauernder Prozess im Alltagsleben der Vereinigten Staaten zu beobachten.

Evan S. Connells minutiöse Rekonstruktion der Schlacht am Little Big Horn sowie, vor allem, seine gleichermaßen detaillierte Darstellung der Vorgeschichte (samt Vorstellung aller involvierten Hauptpersonen) ist eine kulturhistorische Untersuchung von Rang. Das Buch ist die bis dato wohl umfassendste Studie der Schlacht am Little Big Horn und liefert neben seiner Faktenfülle bedachte Interpretationen und kluge Wertungen, die dem Leser viel Werkzeug an die Hand geben, das US-amerikanische Selbstverständnis und auch die US-amerikanische (Außen-)Politik heutiger Tage zu entschlüsseln.

Was also könnte uns die Lesefreude noch verleiden? Das Buch liegt bedauerlicher Weise nicht in deutscher Übersetzung vor. Es sei somit jedoch nicht nur denjenigen ans Herz gelegt, deren Englisch noch über das einstige Schulenglisch hinausgeht. Zumal es hinreichend gute Wörterbücher gibt, die lohnenden knapp 420 Seiten in Angriff zu nehmen. Die umfangreiche Bibliographie am Ende des Buches bietet zudem weiterführende Literatur, dient aber auch als Quellenangabe, da das Buch selbst ohne den Lesefluss störende Fußnoten auskommt. Verweise auf Quellen finden sich in aller Regel im laufenden Text, Fototafeln geben bildlichen Eindruck.

Besprochen: Evan S. Connell, Son of the Morning Star, New York 1984.

Rezensent:  Nils Aulike

Rezension 1

Andere Häfen von Christopher Ecker

„Andere Häfen“ von Christopher Ecker vereint viele Einzeltexte, die wie Diamanten zu glänzen wissen, wie Petit Fours zu genießen sind, wie Wasser den Geist bereichern. Die Texte wenden sich an Leserinnen und Leser, die es zu schätzen wissen, dass ein Autor an und mit Worten und Sätzen arbeitet, Prosa schreibt, Sprache gestaltet. Die Inhalte sind teilweise vordergründig zu verstehen (Zwei Kätzchen), oft mindestens doppelsinnig (Zitronenarm) und häufig geheimnisvoll (Magst du mich?). Sie enthalten wortreiche Beschreibungen: Detailgenau wird der Schmerz dargestellt in ‚Der brennende Berg’, machen die überdeutlichen Bilder in ‚Auf glühenden Kohlen’ uns zu Mitwissern, wird uns Lesern ein Spiegel vorgehalten in „Verlorenheit“. Tod und Sterben, Miteinander und Alleinsein, das Schreiben an sich werden behandelt und dies ganz unterschiedlich.

In Bezug auf die unterschiedliche Länge der Texte sagte Herr Dr. Sandfuchs in seiner Einführung im Literaturhaus, dass er dieses Buch allen wünsche, die an einem Tisch in einem Restaurant auf den oder die Raucher warten müssten. Es eignet sich ebenso dafür, immer wieder in die Hand genommen zu werden; denn bei vielen Texten möchte ich gleich noch einmal beginnen, um dem Rätselhaften näherzukommen, Teile der Selbstreflexionen des Autors mit meinen Erfahrungen zu verknüpfen oder Freude an geschliffener Prosa zu empfinden, die sich nicht davor scheut, auch grauenhafte oder gemeinhin als obszön benannte Inhalte darzustellen.

Für mich ist es ein Buch, das ich häufiger verschenke, das im Bücherschrank verbleibt, auch wenn dieser sich verkleinern wird, ein Buch, für das ich hoffentlich noch lange den Verstand behalte: ein Buch fürs Leben. „Denn Geschichten sind Kisten, weiß ich nun, die man an die Stelle stülpt, die niemals ein anderer betreten soll.“ S. 129